Das globale Konjunkturbild hat sich weiter eingetrübt. Die amerikanische Wirtschaft ist zwar im 3. Quartal kräftig gewachsen, das reale BIP nahm um 4,9% (annualisiert) zu. Das hohe Wachstum ist allerdings teilweise auf Sondereffekte zurückzuführen, im vierten Quartal dürfte es sich abschwächen. Diese Annahme untermauert auch der US-Arbeitsmarkt, welcher sich im Oktober stärker abgeschwächt hat als erwartet. Die Beschäftigung stieg nur um 150.000 Stellen. Zudem wurden die Daten der Vormonate deutlich nach unten revidiert. Die US-Verbraucherpreise haben im September keine klaren Signale gesendet. Insgesamt stiegen die Preise mit 0,4% gegenüber dem August etwas mehr als erwartet.
Im Euroraum deuten die neuerlich nachgebenden Einkaufsmanagerindices auf eine anhaltende Stagnation bzw. moderate Rezession im Winterhalbjahr hin. Die österreichische Wirtschaftsleistung ist bereits im dritten Quartal neuerlich gesunken. Das Bruttoinlandsprodukt ging laut Wifo-Schnellschätzung im Vergleich zum Vorquartal um 0,6 % zurück. Dabei verfestigte sich der Rückgang in der Industrie- und Baukonjunktur. Auch die schwächere private Konsumnachfrage hat sich negativ ausgewirkt. Die Inflationsrate im Euroraum ist im Oktober erneut deutlich um 1,4 % auf lediglich 2,9 % gefallen. Auch die Kerninflation (ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel) gab von 4,5 % auf 4,2 % leicht nach. Die volatilen Energiepreise und die anstehenden Kollektivverhandlungen stellen jedoch einen Unsicherheitsfaktor dar.
Der starke Anstieg der Renditen sicherer Staatsanleihen hat über die Sommermonate zu einer Korrektur an den Aktienmärkten geführt. In der Regel sind davon diejenigen Werte am stärksten betroffen, die zuvor die größten Kursgewinne verzeichnet hatten. Dieses Mal blieb aber die Zweiteilung des bisherigen Jahres erhalten: US-Technologiewerte, die dank der Entwicklungen im Bereich „Künstliche Intelligenz“ (KI) den breiten Aktienmarkt im ersten Halbjahr weit hinter sich ließen, konnten sich bis Mitte Oktober wieder auf ein Niveau nahe Höchststand wie Mitte August zurückkämpfen. Bei Europäischen Aktien sowie US-Nebenwerte fehlte diese Dynamik. Die Wachstumsthemen KI und „Diät-Medikamente“ bleiben hingegen gesucht. Unterstützung bekommt der Gesamtmarkt von den unverändert hohen Aktienrückkäufen und Dividenden. Die Berichtssaison zum Dritten Quartal ist so gut wie beendet und hat dem Markt wenig Rückenwind verliehen. Gerade der Umsatz-Ausblick bleibt verhalten. Mit Ende Oktober konnte das Sentiment am Markt deutlich anziehen. Mehrere makroökonomische Zahlen zu den USA schwächeln und lassen vermuten, dass weitere Zinsanhebungen der US Fed ausgeschlossen sind. Ganz im Gegenteil geht der Markt nun bereits für kommendes Frühjahr von ersten Zinssenkungen zum Zweck der Konjunkturbelebung aus. Davon kann der Aktienmarkt profitieren und gerade Technologie-Werte erholen sich in diesem Umfeld. Wenn sich dieses positive Momentum stabilisiert und gerade im Endanlegerbereich weiter verstärkt, ist ein kurzer Bull-Run bis zum Jahresende nicht auszuschließen. Generell ist die Situation für Aktien-Investments zwar nicht schlecht, in Summe aber auch nicht berauschend. Die Sorge um die Konjunkturelle Situation und die Vorgehensweise der Notenbanken bremst überschäumenden Optimismus. Das Niveau der Indizes ist hoch, die Bewertungen sind jedoch fair. Aus geopolitischer Perspektive ist die Situation im Nahen Osten nicht marktbewegend, solange es zu keiner groben Eskalation kommt.
Prognosen auf 3-Monats-Sicht
Aktien USA (in USD) ► Seitwärtsbewegung
Aktien Europa (in EUR) ►Seitwärtsbewegung
Aktien Japan (in JPY) ► Seitwärtsbewegung
Aktien Pazifik ex Japan (in USD) ►Seitwärtsbewegung
Quelle: Bloomberg - Aktien USA (S&P 500 TR Index); Aktien Europa (STOXX Europe 600 NR Index); Aktien Japan (Nikkei 225 Index); Aktien Pacific ex Japan (MSCI TR Net AC Asia Pacific Ex Japan USD Index);
Die Inflationsrate ist im Oktober im Euroraum stärker als erwartet von 4,3 auf 2,9% gesunken. Vor diesem Hintergrund hat die EZB in der letzten Ratssitzung die Zinsen zum ersten Mal seit Sommer 2022 nicht angehoben. Auch die Kerninflationsrate ist rückläufig – sank allerdings sehr viel langsamer von 4,5% im September auf 4,2% im Oktober und ist damit noch weit entfernt von dem angestrebten 2%-Ziel. Das Problem hierbei sind Zweitrundeneffekte, insbesondere durch Lohnerhöhungen – ein Phänomen, dass sich speziell im arbeitsintensiven Dienstleistungssektor bemerkbar macht, da dieser von steigenden Lohnkosten (die direkt an Kunden weitergegeben werden) wesentlich stärker betroffen ist als die Industrie. Tatsächlich fiel die Teuerungsrate bei Dienstleistungen im Oktober lediglich um 0,1 Prozentpunkte, ein weiterer deutlicher Rückgang wird nicht erwartet. In Österreich wurde die hohe Inflation in diesem Jahr weitgehend in entsprechende Lohnerhöhungen konvertiert, was nun den Kostendruck erhöht. Entsprechend lag die Inflation im Oktober in Österreich mit 5,4% weit über dem Euroraum. Die EZB möchte eine Ausbreitung eines solchen Effekts in der Eurozone verhindern. Vorerst sieht es jedoch nicht nach einer erneuten Zinsanhebung der EZB aus, vor allem, da die Wirtschaft im Euroraum im dritten Quartal leicht geschrumpft ist. Jetzt ist Geduld gefragt, um den geldpolitischen Bremsimpuls der EZB wirken zu lassen bzw. realwirtschaftliche Auswirkungen zu sehen. Es wird erwartet, dass stabile Inflationsraten um das 2%-Ziel erst mit 2025 realisiert werden können. Demnach ist – trotz des starken Inflationsrückgangs im Herbst – keine rasche Zinssenkung in Sicht: Der Leitzins wird wohl bis zur zweiten Jahreshälfte 2024 unberührt bleiben. Stattdessen verlagert sich der Fokus auf die Mindestreserve. Experten prognostizieren eine Anhebung des Mindestreservesatzes der Notenbanken von 1% auf 2%.
Prognosen auf 3-Monats-Sicht
3-Monats EURIBOR ► Seitwärtsbewegung
10 Jahres Zins EUR* ► Seitwärtsbewegung
* enstpricht dem jeweiligen 10-Jahres Swapsatz
Gold: Zu Jahresbeginn kostete eine Feinunze Gold um die 1.825 USD. Aktuell befindet sich der Goldkurs bei ca. 1.960 USD. Investoren konnten daher seit Jahresbeginn eine Rendite von ca. 7,4 % erzielen (in USD). Nachdem der Goldpreis noch zu Beginn des Monats Oktober nahe dem Kurs zu Jahresstart lag, stieg die Nachfrage nach dem Edelmetall schlagartig aufgrund des Israel-Gaza-Konflikts an. Kurzfristig wurde sogar die Marke von 2.000 USD geknackt, wobei auch die Auflösung von einigen Short-Positionen zum Anstieg beitrug. Das hohe Zinsumfeld ist daher (zumindest) kurzfristig in den Hintergrund gerückt. Seitdem beruhigte sich die Situation wieder etwas. Sofern sich der Konflikt zu einem Flächenbrand in der gesamten Region ausweiten sollte, wären auch noch wesentlich höhere Kurse vorstellbar. In unserem Basisszenario gehen wir kurzfristig von einer Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau aus und mittelfristig von einem leichten Rückgang, sofern sich die geopolitische Situation wieder etwas entspannen sollte.
Rohöl: Lag der Preis für ein Barrel Rohöl zu Jahresbeginn noch bei ca. 86 USD, so muss ein Investor für die gleiche Menge nun aktuell ca. 84 USD zahlen. Seit Jahresbeginn veränderte sich der Rohölpreis daher nur geringfügig, obwohl der Kurs zwischenzeitlich mehrfach die technische Grenze von 70 USD austestete. Damit ist der Preis immer noch um einiges niedriger als zum Letztjahreshoch (ca. 128 USD). Noch zu Beginn des Monats Juni erreichte der Preis mit ca. 72 USD seinen bisher tiefsten Stand. Die zunehmende Vorstellung eines „soft landing“ in den USA führte bereits im August wieder zu stark steigenden Kursen. Seit Ausbruch des Israel-Gaza-Konflikts bestachen die Märkte vor allem durch hohe Volatilität. Eine klare Richtung konnte sich jedoch bisher nicht herauskristallisieren. Auch stehen nun vermehrt die Auswirkungen einer „higher for longer“-Politik bei skeptischen Anlegern im Vordergrund. Der Blick auf das künftige Wirtschaftswachstum lässt die Märkte daher aktuell etwas vorsichtiger agieren und belastet damit auch den Rohölpreis. Wir sehen in der kurzen Frist eine weiterhin volatile Seitwärtsbewegung als das wahrscheinlichste Szenario an. Mittelfristig sollte sich der Preis aufgrund schwächeren Wachstums wieder etwas tiefer einpendeln.
Prognosen auf 3-Monats-Sicht
Gold (USD je Unze) ► Seitwärtsbewegung
Rohöl (Brent in USD) ► Seitwärtsbewegung
Quelle: Bloomberg - Gold (Spotpreis USD/Feinunze); Rohöl Brent (Forwardpreis USD/Barrel);
US-Dollar: Nachdem der EUR/USD Kurs im zweiten Quartal vom Jahreshoch um 1,12 USD pro EUR auf zwischenzeitlich unter 1,05 USD pro Euro gefallen ist, konnte sich der EUR/USD Wechselkurs in den vergangenen Wochen wieder stabilisieren und notiert aktuell um 1,07 USD pro Euro. Aufgrund der deutlich stärkeren Konjunktur in den Vereinigten Staaten & der einhergehenden niedrigeren Zinserwartungen in der Eurozone hat der Euro jedoch aktuell wenig Rückenwind. Ein stärkerer Wirtschaftseinbruch in der Eurozone oder eine restriktivere FED könnte den Euro zukünftig weiter unter Druck setzen. Aufgrund der aktuell schlechteren Wirtschaftsdaten in der Eurozone in Verbindung mit einer restriktiveren Rhetorik der US-Notenbank, verglichen mit der EZB, rechnen wir aktuell mit wenig Aufwärtspotenzial des EUR/USD Wechselkurses.
Schweizer Franken: Bereits seit Ende des zweiten Quartals bewegt sich der EUR/CHF Wechselkurs in einer Handelsspanne um 0,96 CHF je EUR. Nach wie vor wird der Franken durch die höheren Realzinsen in der Schweiz, sowie durch Deviseninterventionen der Schweizerischen Nationalbank gestützt. Aufgrund der angespannten Lage im Nahen Osten und der Eigenschaft des Schweizer Franken als „sicherer Hafen“ konnte sich der Euro gegenüber dem Schweizer Franken auch in den letzten Wochen nur wenig behaupten. Weiter steigende Realzinsen in der Eurozone oder eine schwächelnde Konjunktur in der Schweiz könnte dem Euro gegenüber dem Franken Rückenwind verschaffen. Aktuell rechnen wir aufgrund der angespannten Situation im Nahes Osten jedoch kurzfristig mit wenig Aufwärtspotenzial für den Euro.
Prognosen auf 3-Monats-Sicht
EUR / USD ► Leichte Abwärtsbewegung
EUR / CHF ► Seitwärtsbewegung
Quelle: Bloomberg - EUR/USD (EUR gegen USD); EUR/CHF (EUR gegen CHF);
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