Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal 2022 um 1,1 % gewachsen und damit langsamer als im Vorquartal (2,6 %). Der vielbeachtete ISM Index für das produzierende Gewerbe lag im Mai den siebten Monat in Folge unter der wichtigen 50 Punkte Marke. Damit zeigen sich in den USA deutliche konjunkturelle Bremsspuren. Ein Risiko stellt auch das baldige Erreichen der Staatsschuldengrenze dar. Die Inflation ist in den USA im März weiter deutlich von 6,0 % auf 5,0 % gefallen. Dabei sind nicht nur die volatilen Energiepreise deutlich gefallen, auch bei den wichtigen Mieten gab es eine gewisse Beruhigung. Die Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) ist im März hingegen mit 5.6 % Jahresveränderung um 0.1 % angestiegen.
Etwas erfreulicher stellt sich das Bild für den Euroraum dar. Zuletzt war die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs. Zu verdanken ist dies der kräftigen Nachfrage nach Dienstleistungen. Der Einkaufsmanagerindex für diesen Sektor legte im April erneut um satte 1,6 Punkte auf 56,6 zu. Er übertraf damit die Erwartungen den dritten Monat in Folge deutlich. Im Gegensatz dazu fiel der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe weiter um 1,8 Punkte auf nur noch 45,5, was auf eine Rezession in diesem Sektor hindeutet. Ein Warnsignal stellt auch die jüngste Umfrage der EZB dar, wonach der Index für die Kreditnachfrage im Euroraum auf den tiefsten Wert seit dem Krisenjahr 2008 gefallen ist. Die Inflation bleibt mit einer Jahresveränderung von 7 % im April nach 6,9 % im Vormonat überraschend hoch.
Aus Asien gibt es gemischte Signale. Zum einen erholte sich die chinesische Wirtschaft im ersten Quartal 2023, wobei sich das jährliche BIP-Wachstum von 0,6 % im Vorquartal auf 2,2 % beschleunigte. Somit ist die Erreichung des Wachstumszieles von rund 5 % für dieses Jahr realistisch. Gleichzeitig hat sich die Teuerungsrate wegen der niedrigeren Lebensmittelpreise von 1 % im Februar weiter auf 0.7 % (Jahresveränderung) im März verlangsamt. Die Deflation des Produzentenpreisindex hat sich von –1.4 % auf –2.5 % verstärkt.
Die US-amerikanische Notenbank hat den Leitzins zum dritten Mal in diesem Jahr erhöht und ihn nun auf 5-5,25% festgesetzt. Dies stellt den steilsten Anstieg seit 1980 dar und birgt das Risiko einer Rezession in der US-Wirtschaft. Obwohl der Arbeitsmarkt und die Nachfrage der Konsumenten robust erscheinen, sinken die Inflationsraten nicht schnell genug, um Entwarnung zu signalisieren. Die Spannungen im Bankensystem, insbesondere bei den Regionalbanken, sind keineswegs behoben. Aktuell wird deutlich, dass der Zinsanstieg der Fed bereits Auswirkungen auf regionale US-Kreditinstitute hat, auch wenn dies noch nicht im Arbeitsmarkt und Konsumbereich spürbar ist. Vor dem Hintergrund robuster Arbeitsmarktdaten hat die Fed eine Zinspause avisiert und befindet sich nun zwischen den Stühlen Inflation und Finanzstabilität. Dies wird immer offensichtlicher. Die Fed kann aufgrund dieser Risiken die Zinsen nicht weiter erhöhen, obwohl die Inflation noch mehr als doppelt so hoch ist wie der Zielwert. Es wird erwartet, dass die Fed noch in diesem Jahr mit einer ausgewachsenen Rezession rechnen muss. Im vergangenen Monat war der Markt zwischen guten bzw. stabilen Earnings-Zahlen und divergierenden Zinsprojektionen hin- und hergerissen, was in einem Seitwärtstrend der Aktienmärkte endete. Es fehlen vorausschauend Katalysatoren, um den Aktienmarkt klar in eine Richtung zu lenken, und daher gehen wir mittelfristig von einer ähnlichen Entwicklung aus wie in den letzten Wochen – einem Seitwärtsdrift, in dem es auf fundierten Entwicklungen basierend Gewinner und Verlierer geben wird.
Prognosen auf 3-Monats-Sicht
Aktien USA (in USD) ► Seitwärtsbewegung
Aktien Europa (in EUR) ►Seitwärtsbewegung
Aktien Japan (in JPY) ► Seitwärtsbewegung
Aktien Pazifik ex Japan (in USD) ►Seitwärtsbewegung
Quelle: Bloomberg - Aktien USA (S&P 500 TR Index); Aktien Europa (STOXX Europe 600 NR Index); Aktien Japan (Nikkei 225 Index); Aktien Pacific ex Japan (MSCI TR Net AC Asia Pacific Ex Japan USD Index);
Die EZB hat bei der letzten Ratssitzung die Leitzinsen erstmals in der laufenden Straffungsphase um „nur“ 25 Bp angehoben. Die Währungshüter versicherten aber auch, dass dies nicht der letzte Anhebungsschritt im Kampf gegen die ungewünschte Inflation im Euroraum sei. Insbesondere Notenbankchefin Lagarde beteuerte in den letzten Wochen, dass weitere Straffungen der Geldpolitik notwendig sind, um die Inflation wieder näher auf den langfristigen EZB-Zielwert zu bringen. Wenngleich auch die Kerninflation erstmals leicht nachgegeben hat, seit sie sich von der 1,0% Marke im Jahr 2022 wegbewegt hat.
Demzufolge hat sich der Niederländische Notenbank Knot und weitere Währungshüter bereits für den Kurs von Frau Lagarde ausgesprochen und befürworten weitere Anhebungsschritte.
In den Vereinigten Staaten steht und fällt die weitere geldpolitische Ausrichtung mit dem Ausgang der US-Bankenkrise. Auf der jüngsten Pressekonferenz hat Fed-Chef Powell zwar verdeutlicht, dass der US-Banksektor sich robust zeige und sich die Lage entspannt hätte.
Dennoch stehen gerade die zwei Regionalbanken Western Alliance und PacWest in den Schlagzeilen und der Markt fürchtet um die Bonität der beiden Marktakteure. Sollte die Lage aber nicht eskalieren, wird die FED wohl keine verfrühten Zinssenkungen anstreben, Angesicht der Inflation und Arbeitsmarktdaten.
Prognosen auf 3-Monats-Sicht
3-Monats EURIBOR ► leichte Aufwärtsbewegung
10 Jahres Zins EUR* ► leichte Aufwärtsbewegung
* enstpricht dem jeweiligen 10-Jahres Swapsatz
Gold: Zu Jahresbeginn kostete eine Feinunze Gold um die 1.825 USD. Aktuell befindet sich der Goldkurs bei ca. 2.030 USD. Investoren konnten daher seit Jahresbeginn eine Rendite von beinahe 11 % erzielen (in USD). Vor allem die Unsicherheit nach dem Niedergang der kalifonischen Bank SVB (Silicon Valley Bank) sowie die Notwendige Bankenrettung der Credit Suisse befeuerte den Goldpreis in den letzten Wochen. Seitdem sind noch einige weitere US-Banken ins Straucheln geraten. So wurde bspw. die First Republic Bank von JPMorgan übernommen und eine weitere kalifornische Bank (die Pacific Western Bank) steht derzeit auf sehr wackeligen Beinen. Auch die dadurch einhegenden Änderungen der Zinserwartungen (vor allem in den USA gehen die Marktteilnehmer zusehends von einem Zurückrudern der FED in der zweiten Jahreshälfte aus) führten zu einer hohen Euphorie bei Anlegern des Edelmetalls. Kurzfristig sehen wir jedoch ein Plafond erreicht und gehen daher von einer Seitwärtsbewegung in den kommenden Monaten aus. Mittelfristig sollte sich ein Rückgang der Unsicherheit an den Finanzmärkten eher leicht negativ auf den Goldpreis auswirken.
Rohöl: Lag der Preis für ein Barrel Rohöl zu Jahresbeginn noch bei ca. 86 USD, so muss ein Investor für die gleiche Menge nun aktuell ca. 76 USD zahlen. Seit Jahresbeginn erlitten Anleger daher einen Verlust von ca. 11% (in USD). Damit ist der Preis immer noch um einiges niedriger als zum Letztjahreshoch (ca. 128 USD). Noch vor einigen Wochen erreichte der Preis mit ca. 73 USD seinen bisher tiefsten Stand. Die zu Beginn schneller als erwartete Öffnung von China, die weiterhin robusten Arbeitsmärkte in den westlichen Industriestaaten sowie vor allem die von der OPEC+ Ende März angekündigte Förderkürzung beflügelten jedoch den Rohölpreis kurzfristig. Damit zeigte sich das Öl-Kartell erneut willig, bei Kursen, um die 70 USD aktiv in den Markt einzugreifen, um die Preise um die 80 USD zu halten. Die zuletzt schwächeren Wachstumszahlen aus China (im Industriesektor) führten jedoch erneut zu einem Verfall des Rohölpreises. Wir gehen kurzfristig von einem stärkeren Anstieg aus, da der derzeitige Abschwung etwas überzogen erscheint. Mittelfristig sollte sich der Preis zwar erneut auf etwas tieferem Niveau einpendeln (um die 80 USD\Barrel), aber ein stärkerer Abschwung aufgrund von weiteren Förderkürzungen der OPEC+-Staaten verhindert werden.
Prognosen auf 3-Monats-Sicht
Gold (USD je Unze) ► Seitwärtsbewegung
Rohöl (Brent in USD) ► starke Aufwärtsbewegung
Quelle: Bloomberg - Gold (Spotpreis USD/Feinunze); Rohöl Brent (Forwardpreis USD/Barrel);
US-Dollar: In den vergangenen Wochen konnte sich der Euro gegenüber dem Dollar erholen und notiert aktuell um die Marke von 1,10 Dollar pro Euro. Beflügelt wurde der Euro durch die gestiegenen Zinserwartungen in der Eurozone gepaart mit Sorgen um den US-Bankensektor, sowie eines potenziellen Zahlungsausfall der Vereinigten Staaten. Vorerst wird erwartet, dass die US-Notenbank FED keine weiteren Zinserhöhungen vornehmen wird, sollte die FED jedoch weitere Zinserhöhungen signalisieren oder der Inflationsdruck in der Eurozone zunehmen, könnte der Euro wieder unter Druck geraten. Unter der Voraussetzung, dass eine Einigung zur Erhöhung der Schuldenobergrenze in den USA gefunden wird, rechnen wir mit einem EUR/USD Wechselkursniveau um 1,10.
Schweizer Franken: Konnte sich der Euro im ersten Quartal noch gut gegen den Franken behaupten, so wertete der Euro in den vergangenen Wochen spürbar ab und notiert aktuell unter Parität um 0,98. Eine härtere Gangart der EZB oder eine nachlassende Inflationsdynamik in der Eurozone könnte den EUR/CHF Wechselkurs stützen und wieder in Richtung Parität bringen. Aufgrund der nachhaltig hohen Inflation in der Eurozone und der deutlich höheren Realverzinsung in der Schweiz sehen wir aktuell allerdings wenig Aufwärtspotenzial für den Euro. Wir gehen deshalb von einer Kursstabilisierung rund um 0,98 CHF pro Euro aus.
Prognosen auf 3-Monats-Sicht
EUR / USD ► Seitwärtsbewegung
EUR / CHF ► Seitwärtsbewegung
Quelle: Bloomberg - EUR/USD (EUR gegen USD); EUR/CHF (EUR gegen CHF);
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